Stadtwaldviertel Junkersdorf VEP
Stadtplanung / VEP
Faktenübersicht
Weitere Informationen
Einleitung
Am 16.04.99 erwarb die Campus Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH das Grundstück der ehemaligen belgischen Kaserne "Haelen" an der Dürener Straße in Köln-Junkersdorf. Hauptgesellschafterin wurde die Laurenz Vermögensanlage- u. Verwaltungsgesellschaft mbH, eine 100 %ige Tochter der Stadtsparkasse Köln. Der Gesellschaftszweck der Campus GmbH war die Konversion des ehemaligen Kasernengeländes zu einem Wohngebiet. Somit war die Vision des »Stadtwaldviertels« Junkersdorf geboren. Sie sollte durch die Erlangung von Baurecht und entsprechende Aufstellung eines Vorhaben- und Bebauungsplanes (VEP) mit anschließendem Abverkauf von zusammenhängenden Baufeldern sukzessive in die Tat umgesetzt werden. Erwerber dieser Baufelder wurden einige qualifizierte Bauträger wobei der Kölner Mittelstand weitestgehend berücksichtigt wurde. Sie verkauften dann ihre Produkte wie Reihenhäuser oder Eigentumswohnungen direkt an die Enderwerber.
Die zentrale Lage des ehemaligen Militärstandorts an der Dürener Straße eröffnete die Möglichkeit, einen bislang isolierten Bereich wieder in den Stadtteil Junkersdorf zu integrieren und durch ein neues, attraktives Quartier aufzuwerten. Mit dem »Stadtwaldviertel« entstand somit ein für Köln einmaliges und nicht vergleichbares Projekt, dazu in exzellenter Lage und mit hohem städtebaulichen Qualitätsanspruch: Allein 600 Wohneinheiten konnten für die unterschiedlichsten Wünsche und Zielgruppen errichtet werden. Darunter attraktive Einfamilienhäuser, Eigentumswohnungen, Mietwohnungen, Stadthäuser und Stadtwaldvillen. Zudem wurden die denkmalgeschützten Gebäude der 1936 erbauten Etzel-Kaserne an der Dürener Straße zu modernen Büro- und Gewerbeflächen umgewandelt.
Diese Umnutzung von bestehenden Gebäuden stellt wie auch die Wiedernutzung des gesamten Kasernengeländes (13,6 ha) einen wichtigen Beitrag zu einer flächen- und ressourcenschonenden Stadtentwicklung dar. Ökologische Gesichtspunkte standen auch im Vordergrund bei der Planung der energetischen Versorgung des Stadtwaldviertels: Diese gelang durch eine zentrale Nahwärmeversorgung mittels Anschluss an die Junkersdorfer Wärmeversorgung, ferner durch passive Solarenergienutzung (Nutzung der Südausrichtung) und Niedrigenergiebauweise (massive Wärmedämmung, Wärmeschutzverglasung, Wärmespeicherfähigkeit) als den wesentlichen ressourcensparenden Maßnahmen.
Weitere Eckdaten:
Es entstanden
- 110 Einfamilienhäuser, freistehend oder als Doppel- und Reihenhäuser bzw. Stadthäuser
- 230 Studentenplätze in etwa 100 Studentenwohnungen in Baudenkmälern am Salzburger Weg
- 44.000 m² Nettonutzflächen an: Wohnungen (ca. 200 Wohneinheiten), Praxen, Supermarkt, Restaurant, Büros, Kulturstätten, Kindertagesstätte
- 90 barrierefreie Mietwohnungen mit Serviceangeboten für Jung und Alt, Sozialstation, Gästehaus, kultureller Treffpunkt auf dem Grundstück der GESO GmbH, Köln
- in Summe Wohnraum für rund 1.600 Menschen
- ... qm an Büro- und Gewerbefläche
- ... qm für örtlichen Einzelhandel und einen Supermarkt
- eine dreizügige Kindertagesstätte, dazu zwei Spielplätze
- in acht Jahren gesamter Bauzeit mit einem Gesamt-Investitionsvolumen von rund 125 Mio. Euro
Projekt- und Arbeitspartner
Projektpartner:
Baufeld 25 - 28, Baufeld 22b + 24a:
Viterra Baupartner AG
Niederlassung Köln
Bonner Str. 172-176
50968 Köln
Baufeld 31, 32:
Netzbau
Am Katzenberg 27
51069 Köln
Baufeld 34-35:
SANDER Vermögenverwaltungs-mbH & CO Immobilien KG
Wilhelm-von-Capitaine-Straße 20
50858 Köln-Junkersdorf
Baufeld 23:
Opus Immobilien GmbH
Wilhelm-von-Capitaine-Straße 20
50858 Köln-Junkersdorf
Baufeld 2, 3 u. 4:
Pandion Projektentwicklung und Immobilienmanagement GmbH, Bonn
Niederlassung Köln
Agrippinawerft 12
50678 Köln
Bürologen am Stadtwald
campusZwo GmbH
Wilhelm-von-Capitaine-Str. 20
50858 Köln
Arbeitspartner:
Städtebaulicher Entwurf:
Esser + Hellriegel Architekten, Köln
Umsetzung VEP:
Dr. Rainer Voß u. Peter Esser in public private partnership mit dem Stadtplanungsamt der Stadt Köln
Bautechnische Begleitung:
Esser Planungsgesellschaft mbH, Peter Esser
Baurechtliche Begleitung:
Rechtsanwälte Lenz und Johlen
Dr. Rainer Voß
50496 Köln
Tel.: 0221/97 30 02 -70
Erschließungsplanung:
IPL Consult GmbH, Holger Paulsen u. Jens Fredersdorf
Landschaftsplanung:
Rheims + Partner, Herr Rheims
Ö.b. Vermessungsingenieure:
Ruhmhardt & Völlmecke, Reiner Ruhmhardt u. Hans Völlmecke
(…)
Freiflächen, Wasser & Ökologie
Die Aufenthaltsqualität im Stadtwaldviertel wird stark geprägt durch das durchgängige Begrünungskonzept mit Hecken und vielen Neupflanzungen von Bäumen, sowie durch die hohe Qualität der Plätze. Im Übergangsbereich zwischen alter und neuer Bebauung wurde in Nord-Süd-Richtung ein Regenwasserrückhaltebecken gebaut, das durch seine Gestaltung als »Gracht« mit Wassertreppen und Brücken einen Freiraum mit hoher Aufenthaltsqualität schafft. Eine aufwändige Brücke, die hier einen der Pätze mit der Promenade verbindet, stellt in diesem Gefüge eine besondere Atttraktion dar. Alle genannten Freiflächen werden von der Campus GmbH mit eigenen Mitteln nach Entwürfen des Landschaftsarchitekten Rheims hergerichtet, um deren Qualität sicherzustellen.
Diese Qualitäten der Freiflächenplanung sind in einem mit der Stadt Kölnabgestimmten Grünplan ausdetailliert und verbindlich festgeschrieben. Im weiteren schreibt dieser Grünplan beispielsweise heimische Gehölze als Pflanzungen vor. Ferner wurden Hecken statt Mauern und Zäunen zur Grundstückseinfriedung festgeschrieben. Weitere ökologische Qualitäten wurden durch Regenwasserversickerung, Reduzierung von versiegelten Flächen, naturnaher Freiflächengestaltung, Wassereinsparung z.B. durch Regenwassernutzung und umweltverträgliche Baustoffe erzielt. Die Umsetzung der gesamten Freiflächen geschah weitestgehend mit privaten Mitteln und ohne städtische Gelder.
Historie & Denkmalschutz
Wesentliche charakteristische Merkmale des Denkmals
Die Kasernenanlage wurde estmals ab 1936 geplant und ausgeführt, sie war nach »Etzel«, dem Hunnenkönig (mitteldeutsch für Attila) benannt.
Von der großen ursprünglichen Anlage der 30er Jahre hat sich ein Großteil der Gerbäude erhalten, zusätzlich sind einige Neubauten von dem belgischen Militär, dem bisherigen Nutzer, errichtet worden.
Trotz unterschiedlicher Funktionen weisen die Gebäude der Erbauungszeit im Äußeren viele Gemeinsamkeiten auf. Es handelt sich um 1-3 geschossige Putzbauten mit ziegelgedeckten Walm- oder Satteldächern. Sockel, Gebäudeecken sowie Tür- und Fensterlaibungen sind mit Naturstein verkleidet. Die Tür- und Fensteröffnungen sind größtenteils hochrechteckig. Die Belichtung der Dachgeschosse in den Verwaltungs-, Unterkunfts- und Versorgungsgebäuden erfolgt durch Schleppgauben.
Das Kasernengelände ist entlang der Dürener Str., dem Salzburger Weg und eines Teils des Fichtenweges mit einer Einfriedung aus der Erbauungszeit der Kaserne umgeben, die Bestandteil des Denkmals ist. Weitere auf dem Gelände befindliche Gebäude, die nicht erwähnt werden, sind nicht Teil des Denkmals. Dazu zählt auch das gesamte östliche Drittel des Geländes mit seiner Vielzahl von veränderten Wagenhallen, die mittlerweile abgerissen wurden. Neben den Gebäuden ist auch die Freifläche zwischen den Blocks 3 und 4 - der ehemalige Exerzierplatz - Teil des Denkmals.
Ehemalige Mannschaftsgebäude
- Gebäude 1, ehem. Stabsgebäude
Lage: Rechtwinklig zur Dürener Straße, den Haupteingang flankierend
3-geschossiges traufständiges Gebäude in 18 bzw. 19 : 5 Achsen mit Walmdach und angstelltem Turmgebäude mit Bogenhalle und Pyramidendach. Das Gebäude wird mittig durch eine 2-flüglige eingenischte Türanlage mit Basaltlaibung erschlossen, die mit 1. OG von einem 2-achsigen Balkon mit schmiedeeiserner Brüstung bekrönt wird. Die marmorverkleidete Eingangshalle öffnet sich über eine Treppenanlage zu dem das Gebäude erschließenden Mittelflur und dem stockwerkverbindenden Treppenhaus. An den Flur reihen sich Büroräume ähnlicher Ausstattung, von denen sich die Räume in den Gebäudeecken durch besondere Größe abheben. In dem vorgestellten Turmanbau, der weniger als die Hälfte der Gebäudeschmalseite einnimmt, befindet sich in den Obergeschossen je ein großer Raum (heute Cafeteria). In der Erdgeschoßbogenhalle liegt ein Nebeneingang (auch an der gegenüberliegenden Schmalseite vorhanden). Neben dem Turm befand sich in der linken EG-Achse ursprünglich die Wache, hier sind 2 Fensterachsen zu einer zusammengezogen und mit einem breiten Fenster versehen. Das relativ hohe Kellergeschoß ist mit einer gleichmäßigen Reihe von quadratischen Fensteröffnungen versehen. Alle Kellerräume waren ursprünglich mit Metalltüren versehen und dienten als Luftschutzräume. Der innere Grundriß ist weitgehend unverändert vorhanden.
- Gebäude 2, ehem. Mannschaftsunterkunft mit Post und Fernmeldestelle
Lage: Parallel zum Salzburger Weg, in einer Achse mit Gebäude 3
3-geschossiges traufständiges Gebäude in 22 Achsen mit 2 Treppenhausrisaliten und Walmdach. Der Typus entspricht Gebäude 3, nur ist dieses Gebäude einige Achsen kürzer. Einige in Block 3 als Unterkunft genutzte Räume beherbergen hier die Poststube und die Fernmeldestelle. In die Dachfläche zwischen den beiden Risaliten wurde nachträglich eine durchgehende Großgaube eingebaut - sie ist nicht Teil des Denkmals. Der innere Grundriß des Gebäudes ist weitgehend erhalten.
- Gebäude 3, ehem. Mannschaftsunterkunft
Lage: Rechtwinklig zur Dürener Straße, den Haupteingang flankierend
3-geschossiges traufständiges Gebäude in 26 Achsen mit 2 vorgezogenen Treppenhausrisaliten und Walmdach. Das Gebäude zeigt die übliche Gliederung, zusätzlich sind die über Traufhöhe hochgeführten Risalite mit Sandsteinquadern verkleidet. Das Gebäude ist völlig unterkellert, eine Vielzahl der Räume weist noch Luftschutztüren auf. Die Erschließung des Gebäudes erfolgt über 2 Treppenhäuser mit Kunststeintreppen und originaler Wandfliesung in längsrechteckigen Formaten im Erdgeschoss. Die Treppenhäuser sind durch vierflügelige kassettierte Türen mit Oberlichtern an die Mittelflure das Gebäudes angeschlossen. In den Fluren haben sich die originalen Fliesböden in rot/grau weitgehend erhalten. In die Wände sind Gewährnischen eingelassen. Die ursprünglich als Stuben, heute als Büroräume genutzten Zimmer sind größtenteils noch mit den originalen Holzkassettentüren und den Holzparkettböden ausgestattet. Der innere Grundriß ist weitgehend original erhalten.
- Gebäude 4, ehem. Mannschaftsunterkunft und Lazarett
Lage: Östliche Begrenzung des Exerzierplatzes
Das Gebäude entspricht weitgehend Gebäude 3. Einige Zimmer sind als Krankenstuben ausgebildet worden.
- Gebäude 5, ehem. Mannschaftsunterkunft
Lage: in einer Flucht mit Gebäude 4, parallel zu Gebäude 2
Das Gebäude entspricht weitgehend Gebäude 2, allerdings ohne Post- und Fernmeldeeinrichtungen, auch wurde das Dach nicht ausgebaut.
- Gebäude 7, ehem. Offizierskasino
Lage: Parallel zur Dürener Straße, liegt an der südlichen Kopfseite des ehem. Exerzierplatzes
2-geschossiges traufständiges Gebäude in 13 Achsen mit Walmdach. Die Eingangsfront ist mittig mit 3 segmentbogigen Türöffnungen mit Basaltlaibungen und Schlußstein ausgestattet. Die Oberlichtbereiche über den originalen 2-flügligen Eingangstüren sind mit Basaltreliefs versehen, die die Inschriften »Koblenz, Rheinland, Bonn« tragen. Der Gebäuderückseite ist vor 7 Achsen eine Terrasse mit Bruchsteinbrüstung und Natursteinbelag vorgelagert, die sich an den Schmalseiten durch Treppenläufe in die Grünanlage öffnet. Auch hier sind die 4 Fenster- und 3 Terrassentüröffnungen segementbogig mit Basaltrahmung und Schlußstein gestaltet. Das Gebäude wird durch 3 Treppenhäuser erschlossen, ein zentrales mit einer originalen Wandfliesung in längsrechteckigen Formaten und massiver Kunststeintreppe und 2 einfachere Nebentreppenhäuser, die ihren Zugang von den Gebäudeschmalseiten haben. In dem Gebäude befinden sich neben einem großen Saal im 1. OG Unterkünfte im Dachgeschoss. In den übrigen Geschossen sind noch Verwaltungsräume untergebracht. Die Speisesäle sind mit Parkettböden und einer dunklen, brüstungshohen Wandvertäfelung ausgestattet. Der originale Grundriß des Gebäudes hat sich weitgehend erhalten.
- Gebäude 8, ehem. Offizierskasino
Lage: Parallel zur Dürener Straße, in einer Flucht mit Gebäude 7
Das Gebäude entspricht weitgehend Gebäude 7, lediglich die Reliefs über den Eingangstüren unterscheiden sich und sind den Städten »Köln, Düren und Aachen« gewidmet. Der innere Grundriß und der Ausstattungsstandard sind nahezu identisch, nur die Eigenversorgung des Gebäudes ist durch das Fehlen einer Küche nicht gewährleistet.
Freiflächen
Die größte Freifläche auf dem Gelände des Stadtwaldviertels ist der ehemalige Exerzierplatz, der durch die Gebäude 3, 7, 9 und 4 begrenzt wird. Er bleibt im Rahmen der Neubebauung als Freifläche erhalten. Hier wird der Campus, eine öffentlich zugängliche Grünfläche, angelegt.
Kino
Im original erhaltenen Kino aus den 60er Jahren sind zukünftig, nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen, Veranstaltungen, Ausstellungen etc. angedacht.